Filmpremiere in Rüthen: Leben und Wohnen in einem Hökerhaus im 17. Jahrhundert

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Tageszeitung „Der Patriot“ vom 22. Mai 2023 / Marcus Kloer

Der große Raum im Speicherstock von Haus Buuck war bis über den letzten Platz hinaus gefüllt, als der Film „Leben und Wohnen in einem Hökerhaus im 17. Jahrhundert“ vorgeführt wurde. 14 Schülerinnen und Schüler aus der Klasse 8a des Friedrich-Spee-Gymnasiums haben im Rahmen einer Projektarbeit ein halbes Jahr an dem Film gearbeitet und sich mit dem fertigen Werk am Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten beworben.

„Mehr als ein Dach über dem Kopf, Wohnen hat Geschichte“ war das Thema der bundesweiten Ausschreibung, da passte das alte Kaufmannshaus – das älteste Haus in Rüthen – prima hinein. Bernd Lehmann, Vorsitzender des Rüthener Forums, freute sich, dass Haus Buuck mit seinem geschichtlichen Hintergrund nun aus der besonderen Perspektive in Wort und Bild festgehalten und vorgestellt wurde.

Die Mittelstufenschüler haben sich mit dem Film inhaltsstark in das Thema und die Geschichte von Rüthens ältestem Haus eingearbeitet, wofür sie vom Publikum reichlich Applaus ernteten. „Es war ein intensives Projekt“, resümierten auch die Lehrerinnen Verena Böger und Monika Pickmeier. Da es keine Zeitzeugen oder Zeichnungen gibt, gestalteten sich die Recherchearbeiten schwierig. Ein besonderes Lob sprachen die Lehrerinnen dem Filmteam aus, das die gesamte Technik – Schnitt, Ton und Musik bis hin zum Einsprechen der Texte – selbstständig durchführte.

Ein Kaufhaus aus dem Jahr 1609

Angefangen bei der Stadtgründung über den historischen Stadtkern kam der Blick im Film schnell auf das markante und ortsprägende Haus Buuck. 1609 wurde es von Familie Buuck erbaut. Für die damalige Zeit hatte das Kaufhaus beachtliche Ausmaße und eine entsprechende Bedeutung. Das zeigte sich auch daran, dass die Stadt Rüthen seinerzeit das Grundstück für den Bau zur Verfügung gestellt hatte und die Kosten für das Richtfest übernahm.

In dem Haus wurde gekauft und verkauft, außerdem diente es zum Lagern und als Wohnhaus. Es handelte sich um ein ehemaliges Zehnthaus, das aus drei Geschossen besteht. Auch das Dach mit Schiefereindeckung war im 17. Jahrhundert bemerkenswert.

Mensch und Tier unter einem Dach

Da es unter den Bürgern soziale Unterschiede gab, waren an der Fassade des Hauses sogenannte Neidköpfe angebracht, um Neid von Haus Buuck fernzuhalten. Eine weitere interessante Hintergrundinformation: Unter verschiedenen Inschriften an den Balken findet sich ein Satz aus Martin Luthers Tischreden. Die Worte des Reformators galten im katholischen Rüthen als provokant.

Das Haus war neben dem Handel auch Lebens- und Wohnhaus der Familie. Menschen und Tiere lebten unter einem Dach, in der Deele konnte auch Heu abgeladen werden. Nur Teile des Hauses konnten beheizt werden und ohne Elektrizität, wie in damaliger Zeit üblich, war der Tagesablauf vom Tageslicht beeinflusst. Für die Wasserversorgung gab es einen Brunnen. Als Toilette dienten anfangs Eimer, statt einer Kanalisation hatte man eine Miste vor dem Haus. Später wurde ein Plumpsklo angebaut. Das Haus ist teilunterkellert, der niedrige Raum wurde in den Rüthener Grünsandstein gearbeitet. Für Fleischwaren gab es einen Räucherraum. Ein Lastenaufzug bis unter das Dach wurde im 19. Jahrhundert eingebaut.

Weniger Bedeutung bis hin zum Leerstand

Im 20. Jahrhundert drehte sich der Handel schwerpunktmäßig um Kohle, bevor das Haus seine Bedeutung verlor. Es wurde noch einige Zeit privat bewohnt und stand dann leer, ehe das Rüthener Forum für Stadtentwicklung 2006 mit der Restaurierung begann. Die Kosten von rund 1 700 000 Euro wurden aus Fördergeldern, dem städtischen Haushalt und Eigenmitteln aufgebracht. 2013 wurde Haus Buuck schließlich mit altem Flair in neuem Glanz der Öffentlichkeit vorgestellt und ist heute als Stadtgeschichtsherberge und Mehrgenerationenhaus ein Ort der Begegnung.

Den Film können Sie sich über folgenden Link anschauen: https://youtu.be/qWhzUFa9WFc

Gruppenfoto: Marcus Kloer